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flickr.com/ Håkan Dahlström (CC BY 2.0)

Die Illusion

Das beliebte Mediennarrativ, vor allem seit 2008, ist dabei folgendes: Staatskapitalismus kreiert eine sorgenlose, glückliche Gesellschaft, wenn man die Steuern nur hoch genug anhebt, um einen riesigen Wohlfühlapparat für jedermann zu schaffen. Das Volk ist glücklich über die hohen Steuern, weil es die exzellenten Leistungen des Staates schätzt. Das Zauberwort heisst „Sorglosigkeit“. Es wird bewusst mit Existenzängsten gespielt, um dieser Idee Vorschub zu leisten. Anstatt jedoch diese Ängste, die jeden befallen können, in positive, produktive Motivation und Energie umzuwandeln, wird Entmündigung und Enteignung Bessergestellter vorgeschlagen.

Die Botschaft dahinter ist klar: Jede staatskapitalistische Gesellschaft könnte rundherum glücklich sein, wenn es nur gelänge, die Steuern derart anzuheben, dass es großzügige staatliche Leistungen für alle gibt. Es gibt viele Varianten dieses Unsinns, die bekannteste und plakativste wird jedoch das vielfach diskutierte UBI/BGU (universal basic income/bedingungsloses Grundeinkommen) sein, welches wir in einem anderen Artikel näher erläutern werden.

Oder anders gesagt: Staatskapitalismus funktioniert, wenn Vielverdiener und Unternehmer genug Steuern zahlen, um signifikante Umverteilung von Vermögen und Einkommen via Sozialtransfers zu finanzieren. Auch bei vielen Profis, die es eigentlich besser wissen müssten, hat dieser Unfug bereits Fuß gefasst. Ob sie wirklich daran glauben oder ihn nur für positive PR bzw wirtschaftliche oder persönliche Vorteile nutzen, sei dahingestellt. Das Ergebnis ist eine Diskussion, die so unsinnig ist, dass es sie eigentlich nicht geben dürfte.

Die Realität

Die Realität sieht jedoch völlig anders aus. Die skandinavischen Volkswirtschaften durchlaufen gerade denselben Prozess, den andere staatskapitalistische Volkswirtschaften schon schmerzlich durchlaufen mussten, nämlich das Inkaufnehmen von tödlichen Blasen in verschiedenen Märkten, um die strukturelle Insolvenz zu „reparieren“ bzw hinauszuzögern.

Ausgelassen wird ebenfalls die massive Abhängigkeit von Importstaaten, wie etwa den USA. Sollte die Wirtschaft dort einen empfindlichen Dämpfer erleiden, ist ganz Skandinavien erledigt. (Deutschland übrigens auch). Eine generelle, riesige Schwachstelle von Exportstaaten, die nirgends erwähnt wird, stattdessen beklatscht man sich zB in Berlin als Exportweltmeister, während man sich hier in totale Abhängigkeit begibt. Nirgends erwähnt wird auch, dass viele ehemalige Vermögenswerte im Ausland aus der Kolonialzeit einen signifikanten Beitrag zum Vermögen Skandinaviens leisten.

Norwegen ist ein besonderer Fall, da es riesige Vorkommen an Öl und Gas in der Nordsee besitzt und diese exportiert. Nachhaltig ist das nicht, die Reserven schrumpfen rapide. An die Zukunft scheint keiner zu denken. Norwegen hat in der Vergangenheit einen Staatsfonds aufgebaut, der riesige Reserven angehäuft hat, ist aber bereits gezwungen, diesen anzuzapfen.

 

Weiterlesen: http://info-direkt.eu/2017/06/13/skandinavien-paradies-oder-pulverfass-eine-kurze-analyse/

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