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Das historische Ungarn in den "Milleniums"-Grenzen vor Trianon (Bild: alfahir.hu)

Am 4. Juni 1920 musste Ungarn im Schloss Trianon zu Versailles den sog. “Frieden von Trianon” unterzeichnen, durch den es mehr als zwei Drittel seines traditionellen Territoriums und seiner Bevölkerung verlor.

Ungarn, das am 3. November 1918 in Padua – noch als Teil der österreich-ungarischen Monarchie – und dann erneut am 13. November in Belgrad um Waffenstillstand gebeten hatte, musste als Verlierermacht des ersten Weltkriegs für die Forderungen der Minderheiten des ehemaligen Vielvölkerstaates geradestehen. Im ganzen Land wurden mit Unterstützung der Siegermächte der Entente sog. Nationalitätenräte gegründet, welche die tschechischen, rumänischen und südslawischen Pläne zu ihrem Programm erhoben, die vor dem Krieg noch nicht realisiert werden konnten. Das Ziel dieser Pläne war nichts anderes als die Aufteilung des 1000-jährigen Königreichs Ungarn. Die nach der Revolution vom 31. Oktober 1918 an die Macht gekommene kommunistische Regierung Ungarns hoffte auf die Gnade der Friedenskonferenz und unternahm daher – ein sträfliches Versagen – nichts gegen die Besetzung des Oberlandes (heute Slowakei), der Wojwodina und Siebenbürgens durch tschechische, serbische und rumänische Truppen.

Diese Truppen verfolgten nicht etwa das Ziel der Aufrechterhaltung der Ordnung und warteten auch nicht bis zur Unterzeichnung des Friedenvertrags, sondern besetzten einfach weite Teile des Landes, also Gebiete, die ihren Staaten erst in der Folge durch den Frieden zediert werden sollten. Ungarn hätte im Herbst 1918 noch über genügend militärische Macht verfügt, um den Besetzern Einhalt zu gebieten, doch bereits im Februar 1919 war sein Territorium infolge eigener Tatenlosigkeit zu einer Größe geschrumpft, die in etwa seiner heutigen Flächenausdehnung entspricht. Dies bedeutete, dass Ungarn bereits vor der Friedenskonferenz chancenlos dastand. Die Grenzen von Trianon wurden in erster Linie aufgrund von Machtpolitik in der Umbruchszeit gezogen; die Regierung Károlyi, des damaligen ungarischen Ministerpräsidenten, konnte hier nicht mitreden.

Der Vertrag von Trianon war Teil des Versailler Friedenssystems, dessen Vorbereitung nach Ende des 1. Weltkriegs noch 1,5 Jahre dauerte. Die siegreichen Entente-Mächte begannen die Beratungen am 18. Januar 1919 in den Pariser Vororte-Schlössern. Der “Großen Vier”, der Franzose Clemenceau, der Brite Lloyd George, der Italiener Orlando und US-Präsident Wilson dominierten die Gespräche. Die Verliererstaaten nahmen zwar ebenfalls an den Verhandlungen teil, doch ihr Wort spielte keine Rolle. Sie waren bloß Marionetten, welche die im Juli 1919 vorgelegten Vertragsentwüfe zu unterzeichnen hatten.

Die ungarische Delegation, die von Graf Albert Apponyi geleitet wurde, versuchte alles gegen das Unrecht zu tun. Sie versuchte in Paris ethnische, ethnographische und historische Argumente und Fakten vorzubringen, doch ohne Erfolg. Die Mitglieder der Delegation standen während der Verhandlungen de facto unter Hausarrest und erst nachdem der Vertragsentwurf vorlag, wurde dem Delegationsleiter Graf Apponyi am 16. Januar 1920 erstmals das Wort erteilt. Ungarn hatte keine Möglichkeit, sich gegen die auf gefälschten ethnischen Daten basierenden Gebietsforderungen der Tschechoslowakei, Rumäniens und Jugoslawiens zu wehren. Die Anwesenheit der Delegation hatte nur den einzigen Zweck, den vorliegenden Vertrag zu unterschreiben. Die Unterzeichnung fand am 4. Juni 1920 im Schloß Trianon statt, wobei zwei völlig unbedeutende Politiker, Ágoston Benárd und Alfréd Drasche-Lázár Alfréd im Namen Ungarns dieses Friedensdiktat unterschrieben und damit die Aufteilung des historischen Ungarns sanktionierten.

Die Folgen von Trianon sind bekannt:

Ungarn verlor zwei Drittel seines historischen Territoriums und seiner Bevölkerung. Es wurde über Nacht von einer Mittelmacht mit 320 000 km² Territorium und 20 Millionen Einwohnern zu einem Kleinstaat mit 90 000 km² und 7 Millionen Einwohnern.

Rumänien erhielt Siebenbürgen, Partium und einen Teil des Banat, der südslawische Staat die Wojwodina und die Tschechoslowakei das Oberland und das Vorkarpatenland.

Ungarn wurden massive Reparationen aufgebürdet, seine Armee auf 35.000 Mann beschränkt und seine Souveränität durch weitere wirtschaftliche und militärische Auflagen beschränkt.

Der Frieden von Trianon stellte ein einseitiges, gewaltsames Diktat gegenüber Ungarn dar und verletzte alle Prinzipien, auf die sich dieser Friede ursprünglich berufen hätte wollen. Wenn auch offiziel das Ziel verfolgt wurde, den neugegründeten Staaten durch Gebietszuwachs die nationale Selbstbestimmung zu ermöglichen, so kam es dennoch nicht zur Schaffung eigenständiger Nationalstaaten, sondern es entstanden neue multiethnische Staatsgebilde, auf deren Territorium mehrere Volksgruppen lebten, darunter Ungarn, die jedoch jeweils in der Minderheit waren und von den neugeschaffenen Staaten unterdrückt wurden.

Quelle: http://www.rubicon.hu/magyar/oldalak/1920_junius_4_a_trianoni_beke_alairasa/

Was bedeutet für die Ungarn Trianon heute? Lesen Sie unseren Artikel darüber!

Nicht nur für die Ungarn war das Friedensdiktat von Trianon nachteilig, sondern auch das Schicksal der Deutschen im Karpatenbecken wurde dadurch besiegelt. Ohne Trianon wären die Donauschwaben nicht auf vier Länder aufgeteilt worden und ihre Vertreibung und Ausrottung hätte dadurch möglicherweise vermieden werden können. Doch in der Geschichte gibt es bekanntlich kein “wenn…”

 

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